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Musset Venedig die Rote (1828) | Venedig die Rote (1844) | Sohn des Tizian


Alfred de Musset Venedig la Rouge (1810 - 1857)

Alfred de Musset
Alfred de Musset

In der roten Venedig (1844)

„In der roten Venedig
Kein Boot bewegt sich,
kein Fischer im Wasser,
kein Laternenlicht.

– Ah! Jetzt wartet mehr als eine
im Mondschein
auf einen jungen Maiglöckchen,
das Ohr gespitzt.

Für den Ball, der vorbereitet wird
Mehr als eine schmückt sich
Stellt sich vor den Spiegel
Die schwarze Maske.

Lassen wir die alte Uhr
Im Palast des alten Dogen
Ihm die Nächte zählen
Die langen Stunden der Langeweile.

Zählen wir lieber, meine Schöne,
Auf deinen rebellischen Mund
So viele Küsse gegeben
Und vergeben.

Zählen wir lieber deine Reize,
Zählen wir die süßen Tränen
Die deine Augen gekostet haben
Die Wonne.

... Prächtige Dächer! Kalte Monumente!
Goldenes Leichentuch über Gebeinen!
Hier ruht Venedig.

Dort ist mein armes Herz geblieben.
Wenn es mir zurückgebracht werden soll,
Möge Gott es führen!

Mein armes Herz, hast du es gefunden
Auf dem Weg, unter einem Pflasterstein,
Am Boden eines Glases?

Oder in diesem großen Palast Nani,
Dessen so viele Sonnen vergilbt sind
Der edle Stein?

Hast du ihn auf den Wiesenblumen gesehen,
Oder auf den purpurnen Trauben
In einer Gartenlaube?

Oder in einem zerbrechlichen Boot,
Das im Schatten gleitet und das Wasser durchschneidet
Mit fliegenden Flügeln?

Hast du ihn ganz zerfetzt gefunden
Am Ufer, wo die Gräber stehen?
Dort muss er sein.

Ich weiß nicht, wer ihn dort suchen wird,
Aber ich glaube, man wird ihn nicht
Dort wiedererkennen können.

Er war fröhlich, jung und kühn;
Er stürzte sich leichtsinnig
ins Abenteuer.

Er atmete frei die Luft,
und manchmal zeigte er sich stolz
auf eine Wunde.

Er war leichtgläubig, weil er loyal war,
und wehrte sich dagegen, an das Böse zu glauben,
als wäre es ein Verbrechen.

Dann verschwand er plötzlich
Wie ein Gletscher, der
Über einem Abgrund hängt... »
Alfred de Musset – Gedichte an meinen Bruder, der aus Italien zurückkehrt, März 1844

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