Geschichte Wichtige Daten | Politische | Marine | Liebe | Kriege | Religion | Scuole | Ghetto | Druckerei

Aldo Manuzio, der Buchdruck in Venedig, Anfänge einer Industrie

Porträt von Aldo Manuzio, Drucker in Venedig
Aldo Manuzio
Die italienischen Kriege des 16. Jahrhunderts beeinträchtigten die Druckereitätigkeit... außer in Venedig, dessen politische Neutralität ihm eine weitere Entwicklung ermöglichte.

Venedig: Nr. 1 im Verlagswesen in Italien.

Das Ergebnis: In Venedig war das Verlegen dreimal billiger als in Rom.

Um eine Vorstellung von der Bedeutung des Druckwesens in Venedig zu dieser Zeit zu bekommen, genügt es zu wissen, dass die 113 venezianischen Verleger und Drucker 325 Mal mehr Bücher produzierten als diejenigen in Florenz, Mailand und Rom zusammen!

Um 1495-97 stammten von den 1821 Titeln, die bei ihrem Erscheinen in Europa registriert wurden, 447 aus Venedig. Paris lag mit nur 181 Titeln auf dem zweiten Platz!

Warum hatte Venedig einen solchen Vorsprung?

Venedig bot damals zahlreiche Absatzmöglichkeiten für den Buchdruck und den Vertrieb von Büchern.

Venedig war eine Drehscheibe des Handels zwischen Orient und Okzident und hatte somit Käufer in ganz Europa.

Hypnerotomachia Pliphili, gedruckt von Aldo Manuzio in Venedig
Hypnerotomachia Pliphili
Das zum Druck der Werke verwendete Papier wird ebenfalls in Italien hergestellt.

Für die Produktion der Bücher gibt es in Venedig auch zahlreiche qualifizierte Arbeiter.

Aber neben diesen materiellen und kommerziellen Faktoren ist Venedig zu dieser Zeit auch ein großes Zentrum des europäischen Denkens und verfügt über einen bedeutenden Kundenkreis von sogenannten gebildeten Lesern.

So ließen sich nach 1492 und 1453 neben den gebürtigen Venezianern auch zahlreiche jüdische, griechische und armenische Gelehrte in Venedig nieder.

Schließlich, und das war kein unerheblicher Faktor, gewährte die venezianische Regierung damals leichter Lizenzen und Vervielfältigungsrechte als in anderen Ländern.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts schufen die venezianischen Drucker ihre schönsten Werke: Sie standen damals in Konkurrenz zu den Herstellern von Manuskripten und illuminierten Kodizes.

Zu den besten Kunden zählten die Humanisten.

1495: Aldo Manuzio gründet die Druckerei Aldine.

Eleganze, Buch, gedruckt von Aldo Manuzio in Venedig mit seinem Logo, dem Delfin, der den ancre umgibt, Festina Lente, eile langsam.
Eleganze
Als guter Humanist glaubt Aldo Manuzio (Aldus Manutius), dass:

„Diejenigen, die sich mit Literatur beschäftigen, müssen die für ihr Ziel notwendigen Bücher erhalten; und ich werde nicht ruhen, bis die Versorgung sichergestellt ist.”

Mit Hilfe des Kapitals von Andréa Torresano kauft er hochwertige Stempel von Jensen (einem großen Spezialisten, der sich in Venedig niedergelassen hat) und beauftragt Handwerker, die in der Lage sind, griechische Schriftzeichen zu schneiden, deren Design die Kalligraphie der antiken Autoren imitiert.

Denn darin liegt auch das ganze Talent von Aldo Manuzio: Er versteht es, sich mit den besten Mitarbeitern und oft auch Freunden zu umgeben, darunter die berühmtesten Erasmus von Rotterdam oder Dürer.

Aldo Manuzio: Erfinder der Kursivschrift.

Dies ist eine der größten Genialitäten von Aldo Manuzio. Er beschließt, die bis dahin besonders schwer lesbaren Druckbuchstaben zu revolutionieren und macht sich daran, eine Druckschrift zu entwerfen, die der Handschrift näher kommt.

Er tauft sie kursiv. Außerdem nimmt sie weniger Platz auf dem Papier ein als die üblichen Buchstaben.

Aldo Manuzio und die Erfindung des "Octavo" und des Taschenbuchs!

Hypnerotomachia Pliphili, gedruckt von Aldo Manuzio in Venedig
Hypnerotomachia Pliphili
Alte Bücher waren nicht nur schwer zu lesen, sondern auch sehr groß... und sehr schwer, abgesehen davon, dass sie extrem teuer waren.

Aldo Manuzio hatte dann die Idee, diese großen Papierbögen in 8 zu falten, wodurch man 16 Seiten erhielt, die er “à octavo” nannte.

Denn das so entstandene Buch war achtmal kleiner!

Qualität und Effizienz einer Buchindustrie.

Die Druckerei Aldine beschäftigte an einem einzigen Standort mehr als 30 Personen in Vollzeit: hochqualifizierte Handwerker, Lehrlinge, Arbeiter, Hilfsarbeiter, aber auch und vor allem Gelehrte, die die Druckfahnen kontrollierten, wie beispielsweise der große Philosoph und Gelehrte Erasmus von Rotterdam zum Beispiel.

Aldo Manuzio hatte als Emblem einen Delphin und "ancre" gewählt, Symbole für Schnelligkeit und Zuverlässigkeit.

Hypnerotomachia Pliphili, gedruckt von Aldo Manuzio in Venedig
Hypnerotomachia Pliphili
Aldus = Aldo, lateinisch.

Aldo Manuzio war also der erste, dem es gelang, die Größe, das Gewicht und die Kosten von Büchern zu reduzieren.

Diese geniale Idee, die uns heute so selbstverständlich erscheint, machte Bücher einem breiteren Markt zugänglich und damit auch Lesern, die weniger wohlhabend waren als die Adligen und anderen Honoratioren der damaligen Zeit.

Dieser bedeutende Fortschritt im Buchdruckwesen ermöglichte auch die Verbreitung von Unterhaltungsliteratur.

So gelang es Venedig dank Aldo Manuzio, Autoren anzuziehen, deren Werke sich nun besser verkaufen ließen.

Der erste Autor, der den Hof eines Fürsten verließ, um ein freies Leben in Venedig zu führen, wo seine Werke nicht nur frei, sondern auch zu reduzierten Preisen veröffentlicht werden konnten, war der berühmte Aretino.

Geschichte Wichtige Daten | Politische | Marine | Liebe | Kriege | Religion | Scuole | Ghetto | Druckerei


Zurück zum Seitenanfang